Fiat 500 – Automobil der Generationen

Fast vier Millionen Fahrzeuge wurden zwischen 1957 und 1977 gebaut. Eine Legende die nicht mit Superlativen protzte und genau deswegen so erfolgreich war. Die Rede ist vom Fiat 500, dem knuffigen Italiener der ganze Generationen bewegte. Fast 60 Jahre sind seit der Präsentation vergangen, an Charme hat der kleine Kleinwagen über die Jahre aber nichts verloren und ist heute bei Fans beliebter denn je.

Der Fiat 500 und wie alles begann

Der Auftritt des Kleinen erfolgt mit einem Paukenschlag und typisch italienisch mit viel Tam Tam: Durch die Innenstadt von Turin schlängelte sich eine Autokarawane von 120 Exemplaren des neuen Fiat 500! Ein Auto dass mit einer klaren Mission angetreten war und die Massen mobilisieren sollte. In Italien auch als Cinquecento bekannt, bot er alles was sich die Käufer in den 50er Jahren wünschten:

  • Ausreichend Platz in der Stadt
  • Flottes Beschleunigen
  • Günstiger Preis

Da war jetzt nicht unbedingt eine bahnbrechende Neuheit die Fiat präsentierte, gab es in dieser Sparte doch bereits das Goggomobil, den BMW Isetta, den NSU Prinz, den Citroën 2CV oder den Mini. Trotzdem war der Fiat 500 ein Volltreffer und lag voll im Trend. Jeder wollte einen haben, vom eimfachen Handwerker bis zum gefeierten Schauspieler. Starregisseur Federico Fellini setzte dem 500 mit seinem Werk „Roma“ ein Denkmal. Lag der Erfolg vielleicht sogar in Gottes Händen? Vom Mailänder Erzbischof Giovanni Montini gab es offiziell den Segen – sowas ist wohl auch nur in bella italia möglich.

Der Fiat 500 im Präsentationsjahr von 1957

VW Käfer der Italiener

Scheinbar hat jedes Land, was über eine Automanufaktur verfügt, seinen persönlichen Liebling innerhalb der Grenzen. In Deutschland war dies ohne Frage der VW Käfer, die Engländer fuhren auf den Mini ab und die Franzosen auf ihre Ente. Und Italien? Vor allem Fiat hatte mehrere Augen auf das Treiben der Konkurrenz und als der Fiat 500 dann im Handel erhältlich war, mutierte er zum Verkaufsschlager. Bald sah man den Kleinwagen überall in Turin, Mailand, Rom und anderen Städten südlich der Alpen. Für die Innenstadt und den alltäglichen Kampf darin bot er perfekte Voraussetzungen. Das waren zunächst seine kompakten Abmessungen mit einer Länge von nur 2.970 mm und einer Breite von 1.320 mm.

Der Wendekreis fiel mit 8,60 m ebenso gering aus wie der Preis. Der lag im Anfangsjahr bei zunächst 465.000 Lire, nach einigen Änderungen dann bei 490.000 Lire. In der damaligen Zeit entsprach das einer Summe von rund 3.000 Mark. Der Fiat 500 war also nochmal 150.000 Lire günstiger als der größere Fiat 600. Das Wirtschaftswunder ernährte seine Kinder und auch der Wohlstand stieg. So sorgte der Cinquecento für mehr Sicherheit im Straßenverkehr, schlechtes Wetter verlor seinen Schrecken und den Herstellern von Rollern fuhren die Kunden davon.

Wurde so bis 1960 gebaut, der Fiat 500

Dante Giacosa mobilisiert die Massen

Leitender Chefkonstrukteur bei dem Fiat 500 Projekt war Dante Giacosa. Eben dieser hatte auch schon den Vorläufer Fiat Topolino entwickelt. Geplant war der Fiat 500 als Zweisitzer, um sich intern keine Konkurrenz zum viersitzigen Fiat 600 zu schaffen. Für den Vortrieb sorgte ein luftgekühlter Zweizylinder-Zweitakter mit 480 cm³ Hubraum, der seinen Platz im Fahrzeugheck fand. Er leistet 13 PS und musste 370 Kilogramm beschleunigen. Immerhin 85 km/h waren möglich.

Auch damals war das Baukastensystem schon bekannt und so teilte sich der 500 seine Achsen und das Bremssystem mit dem Fiat 600. Aber damit war die Arbeit für Giacosa noch nicht beendet, denn die Kundschaft forderte mehr Leistung und weitere zwei Sitzplätze. Fiat reagierte prompt und schon im Herbst 1957 wurde der Fiat 500 in der Variante „Normale“ (in Deutschland „Luxus“) mit einer Sitzbank hinten, Seitenfenster zum kurbeln und 15 PS Leistung vorgestellt. Die Höchstgeschwindigkeit kletterte um 5 hm/h auf nun 90 km/h bei gleichem Verbrauch von 4,5 Liter pro 100 Kilometer.

1958 folgte die Version „Sport“, die über den Köpfen der Passagiere ein festes Blechdach für bessere Aerodynamik und höhere Stabilität bot. Der Hubraum wuchs auf 499,5 cm³ und die Leistung auf 21,5 PS. Ausschließlich in Weiß mit roten Streifen, ab 1959 dann auch mit kleinem Faltdach verfügbar, erreichte der Fiat 500 Sport 105 km/h. In Deutschland wird er nie offiziell angeboten und ist heute auf dem Oldtimermarkt eine gesuchte Rarität.

Fiat 500 Kombiversion ab 1960

Im Jahre 1960 betrat die „Gardiniera“ die Bildfläche und so wurde aus dem Zweisitzer ein Kombi, der einige technische Raffinessen zu bieten hatte. Dank umlegbarer Rückbank nämlich ausreichend Laderaum, realisiert wurde dies durch den Unterflurmotor. Die Techniker neigten dazu das Triebwerk des Fiat 500 Sport um 90 Grad zur Seite. Neues gab es auch von der Limousine, die nun Fiat 500 D hieß und den 499 cm³ Motor als Serie nutzt – allerdings mit reduzierter Leistung von 17,5 PS. Die Frontblinker änderten sich ebenso und ersetzen die bisher verwendeten Lüftungsschlitze. Auch die Rücksitzbank ist nun umklappbar. Wen jetzt immer noch die geringe Leistung störte, wurde bei Tunern wie Carlo Abarth oder Domenico Giannini fündig, die bis zu 40 PS realisierten.

Normale Türen im Fiat 500 ab 1965

Wer bis 1965 in einen Fiat 500 einsteigen wollte, musste das von vorn tun – die Scharniere der Türen befanden sich nämlich dort, wo normal ein Griff zum Öffnen der Tür verbaut wurde. Das änderte sich nun leider und konventionelle Türen hielten Einzug in die Modellpflege. Nicht weil es unbedingt notwendig gewesen wäre, aber geänderte Sicherheitsvorschriften erforderten diesen Schritt leider. Gleichzeitig wurde die Ausstattung überarbeitet. So bestanden die Ablagekästen ab sofort aus Kunststoff statt Blech, der Tank wurde größer und das Dach wurde geschweißt statt geschraubt. Fertig war das “Update” und der Kleine hieß nun Fiat 500 F.

Ab 1968 folgte dem F eine besser ausgestattete Version mit dem Namenszusatz L, was für „Lusso“ steht. Chrombügel über den vorderen und hinteren Stoßstangen, sowie Chromleisten an der Regenrinne und der Heckscheibe veredeln die neue Version. Im Innenraum gab es zu einem Preis von 3.850 Mark einen neuen Instrumententräger, ein Lenkrad mit Metallspeichen, Teppichboden und verstellbare Rückenlehnen an den vorderen Sitzen. Wer schon immer einen Fiat 500 ab Werk in Schwarz fahren wollte, konnte diese Farbe jetzt bestellen.

Ab 1968 mit normalen Türen, der Fiat 500 (hier als “De Luxe”)

Ciao Fiat 500 – bis zum Jahre 2007

Für Fiat Händler war der 500 ein echter Glückstreffer, wurden doch allein in Italien jährlich rund 350.000 Exemplare verkauft! Oberhalb der Alpen fand der 500 jährlich etwa 12.500 (1971) neue Besitzer. Dieser Trend setzte sich bis zuletzt fort, als das Werk 1972 die letzte Version vorstellte. Wieder gab es mehr Hubraum und mehr Leistung. Der Fiat 500 R (für „Rinnovata“) war eigentlich schon kein Fiat 500 mehr, denn er trug bereits den Motor seines Nachfolgers Fiat 126 im Rahmen. Dieser verfügte über 594 cm³ Hubraum und leistete 18 PS. Das Getriebe ist nun endlich synchronisiert. Optisch hat sich wenig getan, bis auf den fehlenden Chrombügel oberhalb der Stoßstange.

Bis zum Produktionsende des Fiat 500 Gardiniera im Jahre 1977 rollen im italienischen Werk Mirafiori insgesamt 3.702.078 Exemplare vom Band. 2007 erfolgte mit dem neuen Fiat 500 der Schritt in die Moderne. Optisch durchaus ähnlich, technisch aber nur noch mit dem Namen zum Vorgänger verwandt.

Der letzte 500 mit dem Namenskürzel “R” von 1972-1975

Versionen des Fiat 500

Fiat 500 (1957)

  • Hubraum 479 cm³
  • Leistung 9,5 kW (13 PS) bei 4.000/min
  • Höchstgeschwindigkeit 85 km/h

Fiat 500 (1957 – 1960)

  • Hubraum 479 cm³
  • Leistung 11 kW (15 PS) bei 4.000/min
  • Höchstgeschwindigkeit 90 km/h

Fiat 500 Sport (1958 – 1960)

  • Hubraum 499,5 cm³
  • Leistung 16 kW (21,5 PS) bei 4.600/min
  • Höchstgeschwindigkeit 105 km/h

Fiat 500 Gardiniera (1960 – 1977)

  • Hubraum 499,5 cm³
  • Leistung 13 kW (17,5 PS) bei 4.400/min
  • Höchstgeschwindigkeit 95 km/h

Fiat 500 D (1960 – 1965)

  • Hubraum 499,5 cm³
  • Leistung 13 kW (17,5 PS) bei 4.400/min
  • Höchstgeschwindigkeit 95 km/h

Fiat 500 F (1965 – 1972)

  • Hubraum 499,5 cm³
  • Leistung 13 kW (17,5 PS) bei 4.400/min
  • Höchstgeschwindigkeit 95 km/h

Fiat 500 L (1968 – 1972)

  • Hubraum 499,5 cm³
  • Leistung 13 kW (17,5 PS) bei 4.400/min
  • Höchstgeschwindigkeit 95 km/h

Fiat 500 R (1972 – 1975)

  • Hubraum 594 cm³
  • Leistung 13 kW (18 PS) bei 4.800/min
  • Höchstgeschwindigkeit 100 km/h

Fiat 500 im Internet

Quelle & Fotos: Hersteller / Fiat

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert