Gebrauchtwagenkauf – So geht es richtig

Die Nachfrage nach Gebrauchtwagen ist in Deutschland wieder im Aufwärtstrend. Besonders der Bereich “Kleinwagen” erfreut sich am wachsenden Interesse potentieller Käufer. Doch der Kauf eines guten Gebrauchten ist für viele Autobesitzer immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Mit den richtigen Tipps und Tricks ist es aber gar nicht so schwierig, dem Verkäufer auf Augenhöhe gegenüberzutreten und ein gutes Fahrzeug von einem “Blender” zu unterscheiden.

Die Suche beginnt meist im Internet und ausgehend von dem zur Verfügung stehenden Budget kann eine Auswahl von infrage kommenden Fahrzeugen anhand von Laufleistung, Alter und Ausstattung getroffen werden. Dann gilt es, Besichtigungstermine mit den Händlern zu vereinbaren. Der Zeitrahmen sollte dabei nicht zu eng gesteckt werden. Denn wer sich hier nicht genügend Zeit lässt, kann das angebotene Fahrzeug schlechter einschätzen.

Das Objekt der Begierde richtig begutachten

Ein guter erster Eindruck ist bei einem Gebrauchtwagen wichtig. Wer sich allerdings nur darauf verlässt, kann böse überrascht werden. Bereits Alter und Zustand der Reifen sind ausschlaggebend. Bei Profiltiefen von unter 2 Millimetern bei Sommer- und unter 4,5 Millimetern bei Winterreifen oder einem Reifenalter über 4 Jahren lohnt es nicht, das angebotene Fahrzeug mit diesen Pneus weiter zu nutzen.

Auf dem Gebrauchtmarkt aktuell sehr beliebt, der Skoda Roomster. Das spiegelt sich auch in den Preisen wieder.

Ein neuer Satz Ganzjahresreifen kostet etwa 240 Euro und sollte auf die Kosten für das Auto draufgerechnet werden. Wer clever ist, kann hier bei Reifenanbietern im Internet noch einige Euro sparen.

Besondere Sorgfalt ist bei der Bewertung von Blechkleid und Lackzustand angebracht. Rostbildung an neuralgischen Stellen wie Schweller, Kotflügelendspitzen, Tankdeckelinnenseite, Einstieg sowie an Motorhaube und Heckklappe sind unschön und kosten bei der Beseitigung richtig Geld. Geprüft werden sollten auch alle Spaltmaße. Stimmen diese nicht, muss davon ausgegangen werden, dass das Fahrzeug bereits den einen oder anderen Rempler hinter sich hatte.

Bei der Bewertung des Innenraumes sollte darauf geachtet werden, dass dessen Zustand und die angegebene Laufleistung in etwa übereinstimmen. Ein abgegriffenes Lenkrad, eine kaputte Schaltmanschette oder durchgesessene oder zerschlissene Sitze lassen auf eine hohe Laufleistung schließen.

Ein Blick unter die Motorhaube verrät den technischen Pflegezustand des Fahrzeuges. Hier sollten die Stände der Betriebsflüssigkeiten (Öl, Brems- und Kühlflüssigkeit) geprüft werden.

Wer sich das Scheckheft zeigen lässt, kann nachvollziehen, wo und in welchem Intervall Inspektionen oder Reparaturen durchgeführt wurden.

Ebenfall sehr populär in der Klasse der Mini-Vans ist der Opel Meriva.

Die Probefahrt mit dem „Neuen“

Neben der Funktionsprüfung der elektrischen Systeme sollte überprüft werden, ob die Lenkung Spiel hat und das Fahrzeug angemessen beschleunigt und bremst. Bei einer simulierten Gefahrenbremsung aus 70 km/h mit losgelassenem Lenkrad (natürlich nur auf freier Straße ohne Gegenverkehr) sollte das Fahrzeug geradeaus laufen und das ABS wirken. Ein kurzer Werkstattcheck kann ebenfalls weiterhelfen. Wer sich in Sachen Motor und Co. nicht besonders gut auskennt, ist so garantiert auf der sicheren Seite. Wer keine feste Werkstatt hat oder das Auto weit entfernt der Heimat besichtigt, ist mit dem ADAC-Werkstattcheck gut beraten.

Wichtig: Die Hörprobe. Unangenehme Geräusche, wie Stottern oder Klopfen des Motors, Schleifen oder Quietschen der Bremsen, ein polterndes Fahrwerk oder Klappern aus dem Innenraum sind ebenso unschön, wie unvorteilhaft für die Preisvorstellung des Verkäufers. Denn gerade bei Motor, Bremsen und Fahrwerk ist ein meist hoher Reparaturaufwand zu erwarten.

Wo Gewinne locken, lockt leider auch der Betrug. Augen auf und gesundes Misstrauen schaden nicht – gerade bei der Tachomanipulation.

Zusammengefasst sollte also auf Folgendes geachtet werden:

  1. Reifenzustand und -alter. Profilstärken von unter 2 Millimetern bei Sommer- und unter 4,5 Millimetern bei Winterreifen sind bedenklich.
  2. Zustand von Karosserie und Anbauteilen. Rost und dessen Beseitigung an neuralgischen Stellen ist aufwendig und teuer. Zu weite oder zu enge Spaltmaße deuten auf Vorschäden hin.
  3. Stimmt der Zustand des Innenraums mit der angegebenen Kilometerleistung überein?
  4. Stimmen Öl-, Brems- und Kühlflüssigkeitsstände? Ein Blick in das Scheckheft gibt Aufschluss über Inspektionsintervalle und Reparaturen.
  5. Funktionieren alle elektrischen Systeme? Dazu gehört die Fahrzeugbeleuchtung sowie ausstattungsbezogene Systeme wie Radio, Navigationssystem, Fensterheber, Zentralverriegelung, Innenraumbeleuchtung, etc.
  6. Ist der Fahrzustand in Ordnung? Beschleunigt und bremst das Fahrzeug angemessen? Bleiben unangenehme Nebengeräusche wie Stottern, Klopfen, Schleifen, Quietschen oder Klappern aus?

Mit diesen einfachen aber sinnvollen Tipps ist es auch Erstkäufern möglich, beim Gebrauchtwagenkauf auf bestimmte Punkte zu achten und böse Überraschungen nach dem Kauf zu vermeiden.

Fotos: Hersteller / Skoda & Opel, ADAC

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