Kaskoversicherung: Vollständig, teilweise oder gar nicht?
Ein Auto ist teuer – vor allem im Unterhalt. Dabei ergibt sich jedoch ein gewisser Spielraum, denn neben der erforderlichen Haftpflichtversicherung ist jede weitere Police optional. Bevor Sie sich also durch den Tarifdschungel auf die Suche nach dem besten Angebot begeben, stellt sich folgende grundsätzliche Frage: Lohnt sich eine zusätzliche Teil- oder Vollkaskoversicherung?
Zuerst: Die obligatorische Haftpflichtversicherung
Die in Deutschland gesetzlich vorgeschriebene Kfz-Haftpflichtversicherung springt für Sie in die Bresche, falls Sie anderen Fahrzeugen und/oder deren Insassen einen Schaden zufügen. Dieser ist bei Vermögensgegenständen mit mindestens 50.000 Euro gedeckt, bei Sachwerten mit 1,12 und bei Personen mit 7,5 Millionen Euro – zu niedrig, sind sich Versicherungsexperten einig und empfehlen eine anzustrebende Deckungssumme von 100 Millionen Euro. Sind Sie öfter im Ausland und dort mit einem Mietwagen unterwegs, sollten Sie als Ergänzung die sogenannte Mallorca-Police erwägen, die Ihren auswärtigen Versicherungsschutz auf das heimische Niveau anhebt.
Optionale Teilkaskoversicherung
Die Teilkaskoversicherung des Anbieter Direct Line beruht ebenso wie Angebote von Allianz, Huk, HDI & Co auf freiwilliger Basis und somit keinen gesetzlichen Vorgaben, dementsprechend gibt es zwar einen Grundkonsens, aber auch einige Abweichungen zwischen den einzelnen Anbietern. Generell wirkt sie bei Glasbruch, Diebstahl des Autos oder separater Teile sowie Schäden durch Brand, Explosion oder das Wetter, sei es in Form von Sturm, Hagel, Blitzschlag oder Überschwemmung.
Zu diesen natürlichen Schadensquellen gesellen sich auch einige Vertreter der Tierwelt. Abgedeckt werden in der Regel Kollisionen mit Haarwild, also Rehen, Füchsen oder Wildschweinen, nicht jedoch mit Hunden, Katzen oder Nutztieren (weitere nützliche Informationen bietet der AvD hier). Eine erweiterte Wildschadenklausel ist daher vor allem in ländlichen Regionen ratsam, an deren Übergang zur Stadt häufig Marder ihr Unwesen treiben und gerne automobile Kabel, Leitungen und Schläuche anknabbern. Diese Auswüchse tierischen Rowdytums werden zumeist übernommen, nicht aber mögliche Folgeschäden – auch hier ist eine Zusatzversicherung vonnöten.
Unterschiede zur Vollkaskoversicherung
Die Vollkaskoversicherung ersetzt obendrein Schäden an Ihrem Auto, die durch selbst verschuldete Unfälle oder Vandalismus entstehen. Sie lohnt sich bei hochwertigen oder per Kredit finanzierten Fahrzeugen (da dieser bei einem Totalschaden abgelöst werden kann), in den ersten drei oder vier Jahren eines Neuwagens und bei Unfallfreiheit auch darüber hinaus.
Dann wird Ihnen nämlich ein Schadenfreiheitsrabatt gewährt, wodurch eine Vollkaskoversicherung günstiger werden kann als eine Teilkaskoversicherung, die keine Schadenfreiheitsklassen (SF-Klassen) oder derartige Boni kennt. Außerdem erstattet diese im Unglücksfall nur den Zeitwert (ursprünglicher Kaufpreis abzüglich der Verschleißkosten durch Alter und Nutzung) und rentiert sich demnach bei Autos mit hohem Wiederverkaufswert oder solchen, die jünger als etwa acht Jahre alt sind.
Einflussfaktoren der Beitragshöhe
Neben der Typ- und Regionalklasse (siehe folgende Videos) ist für die Höhe der Prämie vor allem jene der Selbstbeteiligung maßgeblich, die mit 150 (Teilkasko) bzw. 300 Euro (Vollkasko) statistisch gesehen den größten Preisvorteil bringt. Lässt sich damit der Schaden vollends begleichen, erfolgt keine Rückstufung der SF-Klasse. Zudem geben Ihnen viele Versicherer Rabatte, wenn Sie Ihren Wagen in einer Garage unterstellen oder eine feste Werkstattbindung eingehen.
Typklasse erklärt:
Regionalklasse erklärt:
Ferner ist relevant, von wie vielen Fahrern das Auto für wie viele Kilometer genutzt wird: Je mehr, desto höher die Prämie. Da sich diese Faktoren wie auch die Tarife auf dem sehr kompetitiven Versicherungsmarkt ständig ändern und der Wert Ihres Wagens stetig fällt, sollten Sie Ihre Versicherung in regelmäßigen Abständen überprüfen und gegebenenfalls wechseln.
Foto: AvD