Honda VFR750R RC 30 – Rennsport Ikone

Objektiv kann dieses Motorrad nicht betrachtet werden. Zumindest nicht von mir. Gut, irgendwo muss da eine Blau/Rot/Weiße Brille auf meiner Nase sitzen. Aber so ist das eben, einmal angefressen von einer Sache, war es das mit einem nüchtern, sachlichen Blick. Ja ich finde dieses Motorrad geil! Es spricht mich an, glücklicherweise spricht es auch sehr viele andere Fans rund um den Globus an – ein Hurra auf unseren tollen Geschmack zu einem außergewöhnlichen Straßensportler: der Honda VFR750R, genannt RC 30.

Honda VFR750R – Mit etwas Glück zur RC 30

Die große Zeit der Vierzylinder wurde durch Honda populär gemacht. Aber neben den vier Zylindern in Reihe hatten die Japaner auch noch eine andere Bauform zur Perfektion reifen lassen: den Vierzylinder V-Motor. Zwei Zylinder vorn, zwei Zylinder hinten und ein Sound mit Gänsehautfaktor. Mit der VFR750F waren auch für die VFR750R (interner Werkscode “RC 30”) die Weichen gestellt und so wurde im Jahre 1987 ein echter Hochgenuss für das Auge präsentiert. Gut, das liegt immer im Spielraum des persönlichen Geschmacks – aber wir wollten in diesem Artikel sowieso nicht objektiv sein. Abseits der Optik war dieses Motorrad ein blitzsauber aufgebauter Sportler mit Straßenzulassung. Ihre Gene fanden sich schließlich auch in der RVF 750 wieder, die RC 30 war nun das Ergebnis dieser typischen Honda Akribie.

Doch vor der eigenen Honda RC 30 stand das Los. Als Replika für den Rennsport mussten von diesem Modell 1.000 Stück produziert werden. Gegen Ende des Jahres 1987 waren es dann aber schon rund 2.000 Bestellungen. Erfreulich für den Hersteller, traurig für potenzielle Käufer. Die ersten RC 30 wurden dann per Los unter die Kunden gebracht und nicht für jeden wurde der Traum war. Bis 1990 produzierte Honda insgesamt 3.000 Motorräder des Typs VFR750R. Viele davon wurden leider verheizt, denn das war nun der eigentliche Einsatzbereich dieser Replika: die Rennstrecke.

Honda bot zur Optimierung ein optionales HRC-Kit an, um die RC 30 weiter für die Rennstrecke zu schärfen. Für 15.000 DM gab es dann aber auch für die damalige Zeit heftige 133 PS. Mit diesem Motorrad verbinden sich große Namen im Rennsport. Genannt seien an dieser Stelle Joey Dunlop, Carl Fogarty und natürlich Helmut Dähne mit seinem ewigen Rekord auf der Nordschleife in der “Grünen Hölle”.

Eine Legende im Rennsport

Die Erfolge im Rennsport trugen zu dem Ruf mit Nachhall bei, doch was war es denn nun eigentlich, was die Honda VFR750R, oder eben RC 30, so besonders gemacht haben? Die Fertigung von Hand ermöglichte ein außergewöhnliches Fertigungsniveau. In der Honda HRC-Abteilung entstand so eine Mixtur edelster Teile, wie der von Hand laminierten Verkleidung, die den Preis in die Höhe trieben. Wenn die RC 30 heute schon zu hohen Preisen gehandelt wird, so waren damals um die 27.000 DM eine starke Hausnummer. Gleichzeitig war es ein Prestigeprojekt von Honda. Die Japaner wollten der Welt zeigen zu was Sie in der Lage waren. Die RC 30 geizte dann auch nicht mit Reizen:

  • Titan-Pleuel
  • zahnradgetriebene Nockenwellen
  • Einarmschwinge
  • Achsschnellverschlüsse an der Gabel

Dank eng gestuften Renngetriebe mit sechs Gängen und einem extra lang übersetzten ersten Gang konnte das Drehzahlband der RC 30 ideal genutzt werden. Und weil man auf der Rennstrecke normal allein auf dem Motorrad sitzt, war ein Soziusplatz gleich gar nicht vorgesehen. Das Licht an der Front erleuchtete zwar, war aber mehr Zugeständnis an die Straßenverkehrsordnung. Aber auch die RC 30 war nicht ganz frei von Fehlern. So harmonierte das beim 1988 verwendete Material von Ventil und Ventilsitz nicht miteinander. Das endete dann in eingeschlagenen Ventilen und das Motorrad stand still. Honda reagierte sofort und verbaute geänderte Zylinderköpfe mit härterem Material, was das Problem aus der Welt schaffte.

Wurde die VFR750R in der Stadt bewegt, konnte dies in Überhitzungsproblemen enden. Schließlich war Sie für die Geschwindigkeit gebaut, langsames Gezuckel führte zu einem Hitzestau unter der Verkleidung. Die verworrenen Krümmer und der geringe Kühlkreislauf trieben die Temperaturanzeige quasi zur Weisglut. Beheben lassen konnte sich die Überhitzung durch die zwei größeren Kühler aus dem HRC-Kit. Machte dann 2.300 DM für oben und 1.500 DM für unten. Bezahlbar war dagegen die Frischluftschale für die Vergaser. Diese gab es für 220 DM und deren Aufgabe war es die Vergaser vor der Motorabwärme zu schützen und die Dampfblasenbildung im Benzin zu vermeiden. Experten für die RC 30 wie Wellbrock dienten mit weiteren Material und Know-How.

Die RC 30 und das liebe Geld

Es wäre unfair dieses Motorrad nur durch seine hohen Kosten, die es verursachen konnte abzustempeln. Denn aus Sicht des Superbike Rennfahrers betrachtet war das Angebot von Honda in Ordnung. Für den Privatfahrer konnte die RC 30 aber schnell ein großes Loch in den heimischen Finanzhaushalt reißen. Dank penibler Wartung im Straßeneinsatz robust, konnte der V4-Motor bereits nach wenigen tausend Kilometern auf der Rennstrecke eine intensive Überholung benötigen. Damals wurden dann rund 5.000 DM fällig – bei einem Motorschaden locker über 10.000 DM. Bloß nicht hinfallen und immer schön pflegen hieß die Devise. Wenn einen die Tücke der Schwerkraft dann doch vom Motorrad geworfen hat, gingen die Geldausgaben auf hohen Niveau weiter. Eine komplette Verkleidung (lackiert) war für 13.000 DM zu bekommen. Sehr viel günstiger, aber eben nicht original, waren die Verkleidungsnachbauten ab 1.200 DM. In guter Qualität gab es dann eine komplette Verkleidung + Sitzhöcker. Selbst mit noch ausstehender Lackierung war das eine enorme Ersparnis.

Halten wir also fest: die RC 30 war damals schon nichts für interessierte Motorradfans mit kleinem Geldbeutel und ist es auch heute nicht. Im letzten Teil dieses Artikels schauen wir uns die aktuelle Marktlage zur Honda VFR750R an.

Hier nun noch ein Leckerbissen in bewegten Bildern, eine Honda Dokumentation zur Fertigung der RC 30:

 

Honda RC 30 im Internet

Fotos: Hersteller / Honda

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4 Antworten

  1. Stefan sagt:

    Ich habe eine VF 500 PC12, Bj.85 in der Lackierung in der Garage, unverkäuflich :-)

  2. Redaktion sagt:

    Der Neid vieler ist dir gewiss Stefan, da bin ich mir sicher! Glückwunsch :)

    gruß Markus

  3. Rainer vom golfplatz sagt:

    Kommentar *
    Bin ein ausgesprochener V4-Fan und die RC 30 ist heute noch ein bildschönes Motorrad ohne elektronischen Schnickschnack, ein Genuß zu fahren, an besonderen Tagen…
    Wie eine Zigarre rauchen, nur besser;-)
    Aber auch die RC 24 (’88/89) als Alternative für die anderen Tage ist ein Supermotorrad und ein gelungener Kompromiß zwischen Sport und Tour.

  4. rc30_forever sagt:

    es gibt noch eine Dritte zu verkaufen……meine RC30, absolute Perle, fast wie ab Ladentisch. Details für echt interessierte Käufer m_thebike@yahoo.de / TopPreis Euro 15’900.–.
    Muss in der Schweiz, nahe Basel abgeholt werden

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