Schneeketten-Ratgeber: Kaufen, montieren, losfahren

Winterreifen an den Rädern, Ski auf dem Dach und jede Menge Reisegepäck dazwischen – der Winterurlaub in den Bergen kann kommen. Doch zuweilen schwindet auf der Fahrt dorthin mit jedem Höhenmeter das Grau des Asphalts, bis die Straße einer Skipiste gleicht und ein rundes, blaues Vorschriftzeichen auftaucht – Schneekettenpflicht!

Konkret heißt das: Ab sofort müssen mindestens zwei der Antriebsräder von Schneeketten umwunden sein. Welche Arten es davon gibt und was bei deren Kauf, Montage und Fahrt zu beachten ist, lesen Sie hier.

Vor dem Kauf von Schneeketten

Zuerst sollten Sie einen Blick in das Handbuch Ihres Wagens werfen, dort finden Sie in der Regel alle fahrzeugspezifischen Informationen hinsichtlich der Benutzung von Schneeketten. Diese ist in Kombination mit Zubehörfelgen zumeist verboten, außer deren allgemeine Betriebserlaubnis oder TÜV-Gutachten geben grünes Licht. Generell sind die Herstellerempfehlungen stets zu beherzigen, einerseits um Schäden vorzubeugen, andererseits um die Garantieansprüche nicht zu verlieren.

Nun inspizieren Sie die Größe der Radkästen und ermitteln die Dimension der Reifen, die jeweils seitlich im Format a/b c aufgedruckt ist. Meistens schwindelt sich noch ein R für Radialreifen dazwischen, doch relevant sind die Reifenbreite in Millimeter (a), das prozentuale Höhen-Seiten-Verhältnis (b) und der Felgendurchmesser in Zoll (c). Mit diesen Kennzahlen begeben Sie sich zum Händler Ihres Vertrauens, alternativ können Sie auch online Schneeketten kaufen.

Sie werden feststellen, dass die Preisspanne relativ groß ist und sich vom zwei- in den knapp vierstelligen Eurobereich erstreckt. Falls Sie teure Schneeketten aus Edelstahl bevorzugen, diese aber nur sporadisch benötigen, lohnt sich womöglich eine Leihe bei Werkstätten oder Automobilclubs.

Richtig vorbereitet, sind die Schneeketten schnell montiert

Und ein wichtiger Hinweis hinterher:

Schneeketten richtig zu montieren will gelernt sein. Probieren Sie dies lieber vorher, als im Schneesturm am Berg. Viele Tipps gibt es auch in der PDF-Broschüre des ADAC. Verwenden Sie Winter- und keine Allwetter- oder gar Sommerreifen! Eine Schneekette ist immer nur so gut wie der Reifen darunter, da ihre Verzahnwirkung von einer möglichst optimalen Reifenhaftung abhängt.

Verschiedene Typen

Neben den unterschiedlichen Dimensionen stehen weitere Attribute zur Auswahl, sei es feingliedrig (für kleine Radkästen), verstärkt (für schwere Fahrzeuge) oder selbstspannend – andernfalls müssen Sie nach einigen Fahrmetern nochmals anhalten und nachspannen. Empfindliche Alufelgen können zwar durch Schneeketten mit Felgenclips oder Gummistreifen geschützt werden, doch hierbei sollten Sie zulasten der Optik eher auf Pragmatik setzen und herkömmliche Felgen verwenden.

Zudem gibt es Schneeketten, die speziell mit ASR, ESP oder ESC kompatibel sind. Diese Antischlupfsysteme sind zwar mittlerweile gang und gäbe, sollten aber beim Einsatz konventioneller Ketten abgeschaltet werden, da diese erst mit Schlupf ihre volle Wirkung entfalten. Mehr dazu erfahren Sie im abschließenden Fahrverhalten-Teil, doch vorher steht die Montage auf dem Programm.

Schneeketten richtig montieren

Mit dem Kauf der passenden Schneeketten sollten Sie sich zusätzlich eine isolierte Unterlage gönnen und darauf einige Trockenübungen in der heimischen Garage durchführen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Bei einem solchen halten Sie an einer sicheren Stelle, schalten die Warnblinkanlage ein und legen Ihre Warnweste, Handschuhe und bei Dunkelheit eine Stirnlampe an.

Anschließend werden die Schneeketten auf die Antriebsräder montiert, sprich bei frontgetriebenen Autos vorne und bei heckgetriebenen hinten. Letzteres wird auch bei Allradlern empfohlen, falls die Betriebsanleitung nichts Gegenteiliges besagt. Die wenigen Arbeitsschritte sind zwar fast so schnell beschrieben wie erledigt, doch diese entnehmen Sie vorzugsweise der bebilderten Gebrauchsanweisung oder entsprechenden Internetvideos (siehe auch folgendes Video) – die visuelle Darstellung ist wortwörtlich anschaulicher als die deskriptive.

Unkonventionelles Fahrverhalten

Wie erwähnt, sind durchdrehende Reifen erwünscht, um den Schnee quasi wegzuschaufeln, was allerdings die Fahrdynamik grundlegend verändert. So brechen Fronttriebler gerne mit dem Heck aus (Übersteuern), während Hecktriebler vermehrt über die Vorderräder nach außen schieben (Untersteuern). Unter anderem deshalb ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h unbedingt einzuhalten.

Außerdem sind Schneeketten auf unbeschilderten Straßen nur dann gestattet, wenn darauf eine feste Schneedecke liegt. Der Kontakt zu blankem Asphalt ist ohnehin zu vermeiden und führt zu enormem Verschleiß, was ebenso durch sorglose Pflege passieren kann: Am Ziel angelangt, sollten Sie die Ketten zeitnah demontieren, mit Wasser reinigen, abtrocknen und abschließend einölen, um Korrosion zu verhindern.

Foto: ADAC

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2 Antworten

  1. Yuri! sagt:

    Was es noch zu beachten gilt:

    – Ohne Schneeketten unterwegs trotz Hinweisschild > Bußgeld!
    – Ohne Schneeketten trotz Hinweisschild einen Unfall verursacht > Versicherung kann teilweise die Leistung verweigern, weil bei Vollkasko danach verfahren wird, dass der Verursacher grob fahrlässig gehandelt hat!

    Ja und sonst…ich würde darauf achten, dass bei Seil- und Bügelketten die Kettenglieder möglichst dick sind. Weil kommt tatsächlich zwischendurch Asphalt können Sie auf nicht schneebedecktem Asphalt recht flott reißen. Bei Seilketten macht die Montage absolut keine Laune, wenn die Karre tiefergelegt ist, weil der Platz im Radkasten fehlt. Dann würde ich lieber Bügelketten (=Stahlringketten) verwenden.

    gruß Yuri

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